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Donnerstag, 10. September 2009

Die digitale Ablenkungsfalle - Gedanken zur Motivation























Auf dem Blog von "Informationskurrator" Johanes Kleske bin ich auf dieses großartige Schaubild der digitalen Aufmerksamkeitsfalle gestoßen.

Es stammt von David McCandless, der Informationsvisualisierungen, für sein Buch (The Visual Miscellaneum: A Colorful Guide to the World’s Most Consequential Trivia) und für sein Blog (Information is Beautiful). erstellt.

Die Wahrheit des Schaubilds ist bestechend. Jeder mit dem ich darüber gesprochen habe, kennt das Gefühl: Vor lauter 'Social Media Kommunikation' kommt man nicht mehr dazu, die eigentliche To-Do-Liste abzuarbeiten - geschweige denn die Ruhe zu finden, um Ideen zu entwickelt und kreativ zu sein.

Ich glaube, wie müssen uns endlich vom Multitasking, dass den 'Digital Natives' nachgesagt wird, verabschieden. Das findet übrigens auch der Hirnforscher John Medina in seinem Buch Brain Rules und in diesem Video.



Denn es kommt noch schlimmer: Laut einem Artikel bei Telepolis werden wir heute alle drei bis fünf Minuten bei unserer Arbeit unterbrochen bzw. unterbrechen sie selber.

Das Phänomen hat bereits die "Information Overload Research Group" hervorgebracht. Und die amerikanische Journalistin Maggie Jackson vermutet in ihrem Buch "Distracted" sogar, dass der "homo connectus" vor lauter Aufmerksamkeitszerplitterung seine Kreativität verliert.

Jenseits von Kulturpessimismus glaube ich, dass die digitale Ablenkungsfalle auch ein Signal für den Motivationsverlust gegenüber der zu schaffenden Arbeit ist. Denn wer sich mit einer Aufgabe beschäftigen muss, die nicht motiviert, ist schnell verleitet sich noch mal schnell bei facebook einzuloggen, den Twitterstream zu prüfen oder zu kontrollieren, was sich neues im Xing Netzwerk tut.

Das muss nicht schlecht sein. Aus dem Flanieren auf Social Media Plattformen und der schnellen direkten Kommunikation mit dem Netzwerk kann die Inspiration entstehen, eine gegebene Aufgabe zu lösen. Die digitale Ablenkungsfalle wird dann zum Problem, wenn die Plattformen zum Zeitfresser werden - die Aufgabe und das dahinterstehende Motivationsproblem ungelöst bleiben.

Aber woher kommt die fehlende Motivation, die Social Media so verlockend macht?

Für den Philosophen Alain De Button ist Motivationslosigkeit ein allgemeines Problem unserer Zeit. Er beschreibt in seinem lesenswerten Buch "The Pleasures and Sorrows of Work", dass Spezialisierung und Arbeitsteilung in vielen Jobs das Verständnis raubt, warum man eigentlich tut, was man tun muss. Aus dieser Entfremdung heraus verliere man die Motivation, weil der soziale Sinn des Handelns, die Bedeutung des Jobs verloren geht. Nach dem Besuch einer Keksfabrik schreibt er:
"But however great the economic advantages of segmenting the elements of an afternoon's work [das Keksebacken] into a range of forty-year long-long careers, there was reason to wonder about the unintended side effects of doing so.
In particular, one felt tempted to ask - especially on sombre days, when the easward-bound clouds hung over the head office - how meaningful the lives might feel as a result.
[...]
I wondered whether the biscuits might not be part of the very problem that they had been designed to adress, whether their production and marketing was not indeed contributing to precisely the feelings of emptiness and nervous tension which they claimed to alleviate"
Doch neben der gesellschaftlichen Dimension des Motivationsverlustes, braucht man immer auch praktische Ansätze, wie man mit dem Phänomen umgeht. Der Autor Dan Pink ist der Meinung, dass viele Unternehmen heute nicht in der Lage sind, die richtigen Anreize für ihre Mitarbeiter zu schaffen. Es gehe bei der Kunst zu Motivieren meist nicht um Geld, sondern um Autonomie, Respekt und das Ausleben und Verbessern persönlicher Fähigkeiten.



Das Fazit: Je spannender die Aufgabe, der Job und die Umgebung, desto kleiner ist die digitale Ablenkungsfalle.

Letztlich ist dann die eigene Aufmerksamkeit gefragt, um der digitalen Ablenkungsfalle zu entkommen:
  • Welche Motivationen treiben den ständigen Kontakt in die Social Media Sphäre? Wieviel Arbeit bleibt dadurch liegen?
  • Wann sucht man Austausch und wann will man vor dem eigenen Schreibtisch zu flüchten?
  • Was hält davon ab, der Aufgabe mit Motvation zu begegnen?
  • Kann ich den Dialog für ein paar Stunden abbrechen, um im Stillen nachzudenken?

1 Kommentar:

  1. Hi Christian,

    ein wirklich schöner Artikel. Das habe ich so noch gar nicht betrachtet, aber es macht auf jeden Fall Sinn. Multitasking ist keine Fördernswerte Fähigkeit, leider mitunter ständiger Alltag! Alain de Botton und Dan Pink sind großartig. Aber auch der Mann mit der Banane ist Klasse! Danke dafür!

    Cheers

    Jörn Hendrik

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