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Montag, 16. Juli 2012

Story Cubes - Erwürfelte Geschichten (Teil 1)

Am Freitag hat mir Jörg Jelden von "Rory's Story Cubes" erzählt. Ein Set mit Symbol-Würfeln mit denen sich Geschichten bauen lassen. Die Regeln sind einfach: Man würfelt und konstruiert dann eine Geschichte, die sich von Würfelsymbol zu Würfelsymbol hangelt. Dabei macht sich das Spiel die Eigenschaft des Gehirns zu nutze, Symbole sofort in Beziehung setzen zu können.Dieses "In-Beziehung-setzen" von Dingen fällt Menschen nämlich leichter, als frei aus dem Nichts heraus kreativ zu werden. Darum setzen auch einige Kreativtechniken ("Lexikon-Methode" \ Reizwort-Technik) auf das gleiche Prinzip - genannt Synektik.

 
Ich war sofort von den Würfeln begeistert und sie gleich bei Amazon bestellt. Heute morgen habe ich das Paket ausgepackt und den Plan gefasst die Story-Cubes zu testen. Und dazu möchte ich euch einladen.

Die Würfel sind gefallen!

In den nächsten Wochen werde ich in unregelmäßigen Abständen würfeln, die gefallenen Würfel posten und dann eine kleine Geschichte dazu erfinden. Meine Zielsetzung: Das Aufschreiben sollte nicht länger als zwanzig Minuten dauern. Einspontaner Entwurf. Eine Skizze - Kein perfekter Text. Und ich freue mich, wenn ihr Lust habt mitzumachen: indem ihr eigene Geschichten postet oder meine kommentiert.

Also hier der erste Wurf (mit vier Würfeln). Trommelwirbel.

 
Alles klar. Die Zeit läuft. 20 Minuten. Los gehts:

Xilibilit lag schon seit dem frühen Morgen wach in seinen Wabe und blickte in den grünen Himmel. Jeder seiner drei Mägen rumorte. Das Herz schlug fest in seinem Hals. Heute war der Tag der Sonnenwende. Es war nicht irgendeine Sonnenwende. Es war seine vierzehnte. Er sollte heute verheiratet werden. Das wichtigste Fest war zugleich seine wichtigste Prüfung.

Xilibilit schaute an sich herab. Die grüne Haut wirkte blasser als gewöhnlich. Sonst war das grün so satt leuchtend wie der Himmel über ihm. In Gedanken ging er die Gebetsformel durch, die vielen Silben, die in wenigen Stunden seine Hochzeit besiegeln würden. Jede der komplizierten Zeilen, die er in den letzten Monaten immer wieder und wieder geübt hatte, schritt er in Gedanken ab - so wie ein Wärter die Zellen von Gefangenen inspizieren würde. Langsam und Gründlich.

Die erste Zeile. Es war immer die erste Zeile, in der sich ein Fehler einschlich. Er murmelte die erste Zeile des Gebetes weitere zwanzig mal und fluchte innerlich über die alte Sprache. Nur noch für dieses eine Ritual wurde die alte Sprache verwendet. Sie war so verworren, dass es selbst den alten Priestern unmöglich war, sie aufzuschreiben. Jede Frequenz in der Stimme hatte eine Bedeutung. Ein falsches Atmen, eine falsche Unterbrechung in dem monotonen Auf und Ab des Gesangs das die 100 Strophen durchzog und die Prüfung war misslungen. Dann stand Xilibilit ein Leben in Einsamkeit bevor.

Denn wenn die rote Sonne zum Ende eines Jahres verschwand und eine blau glühende Sonne von ewig drei schimmernden Monden begleitet über Xilibilits Heimatplanet aufgeht, werden die jungen Männer verheiratet. Dann versammeln sie sich auf den Stufen der Kristallpyramide. Auf Geheiß des Priesters rufen sie einzeln ihre Partnerin nach vorne. Ihr müssen sie die heiligen Worte fehlerfrei vortragen, während beide einander tief in die Augen schauen. Nur wer in dieser Situation die höchste Konzentration behält, darf zusammenbleiben. Ein Fehler und jeder künftige Kontakt ist beim Tode verboten.

Xilibilit und Larante kannten sich seit ihrer Kindheit. Sie waren im gleichen Viertel aufgewachsen, hatten die selbe Akademie besucht. Gemeinsam waren sie zum Eismond gepilgert und hatten die Berge von Naxar erklommen. Xilibilit liebte es es, wie Larante mit ihren transparenten Augenlidern blintzelte, die über ihre tiefen, schwarzen Mandelaugen huschten, wenn der Sandwind weht. Sie beide hatten so lange auf diesen Tag hingefiebert. Nun stand sie vor ihm.

Das blaue Sonnenlicht brannte auf seinen Schultern. Der Mund unendlich trocken. Xilibilit holte tief Luft. Larante lächelte ihn an. Sie machte ihm Mut. Er würde mit ihr alt werden. Mutig began er seinen Schwur. Es war als würde nicht er sprechen. Eine innere Kraft sprach aus ihm heraus. Die komplizierten Worte strömten einfach in die Freiheit. Sein Brustkorb schwoll an vor Stolz und Vertrauen. Seine Stimme wurde lauter. Er sah in die Zukunft, wie im Larante einen Sohn schenkte, der im schwarzen Sand spielte.

Larantes Träne,die sich langsam einen Weg über ihre schmalen Wangen zum Hals suchte, sah er nicht.

Die Erste Zeile. Er hatte die erste Zeile vergessen.

 

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