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Dienstag, 19. Mai 2009

Eine Hand voll Storytelling

Als ich bei Youtube über den Storyteller-Alf gestoßen bin, dem (zumindest in der Werbung) die Kinder an den Lippen hängen, hab ich mich gefragt:
Nach welchen Prinzipien funktioniert Storytelling eigentlich - zumal es in der Werbung gerade als Allheilmittel propagiert wird.



Nach etwas Googlen und ein paar Zeilen lesen habe ich folgendes herausgefunden:
  • Gutes Storytelling führt den Rezipienten in eine andere Welt.
  • Den Entschluß in eine fiktive Welt einzutauchen, trifft aber jeder Zuhöhrer selbst und am ehesten, wenn er dem Storyteller vertraut.
  • Um eine gute Geschichte zu erzählen muss man loslassen können und auf den Rezipienten eingehen.
  • Storytelling lässt sich nicht in Regeln und Erfolgsformeln pressen.
  • Gutes Storytelling strebt nach Originalität, danach das Publikum zu bewegen und nicht das Ego des Erzählenden.
Besonders spannend fand ich diesen interessanten wenn auch etwas trockenen Vortrag über Storytelling auf Youtube. Der amerikanische Professor Brian Sturm bescheinigt einer guten Geschichte mehr als die Fähigkeit Informationen in eine emotionale Erfahrung zu verpacken. Mit einer guten Geschichte führe der Erzähler (Storyteller) den Zuhörer in eine regelrechte Mini-Trance. In dieser Trance entsteht eine alternative Realität in der die Gesetze des Alltags ausgeblendet werden und nur noch die Gesetze der Fiktion gelten.



Der Eintritt in die Trance erfolgt aber immer freiwillig. Es ist eine "willing suspension of disbelief", die nicht automatisch durch Schlüsselreize, oder ästhetische Tricks ausgelöst werden kann. Gleichwohl gibt es einige rethorische Kniffe, die es einem Publikum leichter machen, für eine Geschichte aktiv Interesse aufzubringen. Sie erleichtern es dem Zuhörer sich in die fiktive Welt zu begeben. Für Brian Sturm ist die Erinnerung an eigene Erlebnisse der stärksten Grund in eine Geschichte einzutauchen.

Die wichtigste Vorraussetzung, um einer Geschichte ernsthaft zu folgen, ist Vertrauen, so Sturm. Nur wenn der Zuhöhrer den Erzähler für vertrauenswürdig hält, wird er sich auf die Storytrance einlassen. Sturm erklärt das Bedürfnis nach Vertrauen damit, dass Zuhörer spüren, dass sie beim Eintauchen in die Geschichte Kontrolle über ihre Urteilskraft abgeben. Deshlab möchten sie nur ungern hinters Licht geführt werden. Jeder, der schon mal enttäuscht in einem Kinosaal gesessen hat, weiß wie wichtig dieses Vertrauen ist.

Neben Vertrauen ist Loslassen ein integraler Bestandteil für gutes Storytelling. Eine Geschichte, so Sturm, führt Erzähler und Zuhörer im übertragenen Sinne auf eine Reise, die beide verändert. Am Ende der Geschichte, wenn ihre Reise am Ziel angelangt ist, haben sich Erzähler und Zuhörer verändert. Sie haben Wissen gewonnen, Emotionen gezeigt und etwas dazugelernt. Auch wenn Sturm hier etwas esoterisch wird, bleibt es eine gute Kernaussage: Ein Erzähler, der nicht auf seine Zuhörer eingeht will, wird nicht gehört werden. Und ein Zuhörer der nichts erfahren will, wird nicht zuhören.

Weniger wissenschaftlich aber nicht weniger enthusiastisch betrachtet Hollywood-Drehbuch Coach Robert McKee Storytelling. In seinem Standartwerk "Story" fordert er Autoren auf, sich intensiv und detailliert mit der sterbenden Kunst des Erzählens zu beschäftigen.
Von zu vielen schlechten Filmen genervt, beginnt McKee sein Buch mit acht Regeln. Sie geben nicht nur die Anweisung geben, wie man sein Buch zu lesen hat. Sie sind vielmehr als Aufforderungen zu lesen, die jeder Geschichtenerzähler ernst nehmen sollte statt nach immer gültigen Funktionsprinzipien zu suchen.

1. Story(-telling) is about principles not rules!
2. Story(-telling) is about eternal, universal forms, not formulas.
3. Story(-telling) is about archetypes, not stereotypes.
4. Story (-telling) is about thoroughness, not shortcuts.
5. Story (-telling) is about realities, not mysteries of writing.
6. Story (-telling) is about mastering the art, not second guessing the marketplace.
7. Story (-telling) is about respect, not distain, for the audience.
8. Story (-telling) is about originality, not duplication.

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